Montag, 1. April 2013

Lammhaxe oder Mammas Kräuter

"Mamma" ist wirklich die Beste…Ich hatte mir Lammhaxen gekauft und wollte jetzt ein paar (wirklich nur ein paar!) frische Kräuter holen. Ich hatte zum Schluss den ganzen Hackenporsche voll. Die Kräuter habe ich spaßeshalber mal gewogen, "ein paar" Kräuter bestehen bei Mamma aus rund einem halben Kilo. Pfefferminze, z.B. "Du bist erkältet, Cara, trinke heißen Pfefferminztee! Er muss Dir den Hals verbrennen, so heiß muss er sein" und sie packte ein Bund Pfefferminze ein. Du brauchst eine große Kanne, nicht so eine kleine Tasse, die Pfefferminze muss frei schwimmen und nimm lieber etwas mehr" sprach sie und packte noch 2 Bund ein. Spätestens jetzt habe ich gute Laune und bin gespannt, was noch passiert.

Eigentlich wollte ich nur Thymian und Rosmarin, aber nun, Pfefferminze ist immer gut. Thymian war dann ausnahmsweise auch nur ein Bund, beim Rosmarin hat sie mir quasi einen ganzen Busch eingepackt und rannte extra noch mal los, um mir auch ja den richtigen zu holen. Der mit den Blüten. Sie schaut mich verschwörerisch an und sagt, "Ihr Deutschen, Ihr denkt immer, der ohne Blüten wäre besser, aber es ist wie im Leben, Frauen werden erst im Alter attraktiv. Dafür brauchst Du Blüten!" Wer will da widersprechen :) Konnte ich in dem Moment auch nicht, immerhin hatte mir Mamma eine Kirschtomate hineingeschoben, frisch aus Italien verkündete sie stolz und ich muss zugeben, endlich mal wieder eine Tomate, die nach Tomate schmeckt. Meinen glückseligen Ausdruck hat sie ganz richtig gedeutet und packt schon mal welche ein.

Lorbeer findet sie danach, braucht man immer, egal ob ich für mein Ostergericht Lorbeer benötige oder nicht und Chilischoten auch, genauso wie Knoblauch, frischen natürlich "Und wirf die Schale nicht weg, das kann man alles essen". Würde ich mich natürlich nie trauen! Was ich eigentlich machen will, Lammhaxe? Also Lammhaxe ohne Oregano geht gar nicht. Und schwups hatte ich auch ein Bund Oregano. Ich glaube, sie hätte mir alle Kräuter aus ihrem Marktstand mitgegeben, wenn ich sie nicht damit abgelenkt hätte, daß ich auch noch etwas Süßes mitnehmen möchte. Das fand sie gut und wir gingen zum Brot & Kuchenabteil des Standes.

Ihre Schwiegertochter hat sich vor Ostern mal wieder selbst übertroffen beim Backen, soviele Kuchen und sogar eine Torte habe ich noch nie am Stand gesehen. Zaghaft, weil ich ihn nicht sehe, frage ich, ob es meinen Lieblingskuchen gibt. Die Schwiegertochter kommt vorbei und sagt, er sei schon frühmorgens ausverkauft gewesen, sie weiß, daß ich ihren Orangen-Rosmarinkuchen heiß und innig liebe. Aber es gibt noch genug lecker aussehende Auswahl, ich frage was der linke Kuchen ist, Mamma schaut etwas angestrengt, ganz augenscheinlich hat sie keinen Schimmer und sagt "versunkenes Obst im Main", ich lache und frage, was der rechte Kuchen ist, sie zwinkert und sagt "versunkenes Obst im Gardasee". So und nun ratet, welchen ich genommen habe? Gardasee natürlich. Die Frau verkauft nicht nur Nahrungsmittel, sondern die Phantasie gleich mit, wenn das kein Verkaufstalent ist. Die Schwiegertochter hat mir anschließend noch erklärt, daß es sich um einen Apfelkuchen mit Eierlikör handelt - lecker war er, der versunkene Apfel im Gardasee! Ob ich denn kein Brot brauche, doch das auch, das Rosmarin Weissbrot. "Ich gebe Dir zwei mit, aber iss das hier zuerst und das andere wird im Backofen getoastet, vergiss den Knoblauch nicht". Wie könnte ich, wo sie ihn mir doch liebevoll zwischen die Kräuter gelegt hat. 

Auf dem Rückweg zu meinem Hackenporsche und dem Riesenpaket Kräutern entdecke ich den Mönchsbart und freue mich tierisch. Währenddessen stemmt Mamma die Arme in die Seite (oha!) und fragt, ob ich eigentlich die Petersilie vergessen hätte? Ich antworte, daß ich ausnahmsweise mal keine Petersilie benötige. "Keine Petersilie" schnaubt sie und packt mir das größte Bund ein, daß sie am Stand hat. "Petersilie braucht man immer, immer!" So ist das, wenn man Lammhaxe macht und bei Mamma einkauft. Krankheiten werden behandelt, das gesamte Kräuterregel (bei mir dank der großen Bündel ein Korb) ist neu sortiert, es gibt Kuchen und was ich mit dem Bund grünen Spargel mache, den ich noch gefunden habe, kann ich ja noch überlegen. Das ist Einkaufen, wie ich es liebe, und wehe dem, der einen Zettel dabei hat, hilft eh nicht. Mamma verkauft einfach ein Gesamtpaket und ihre Ideen, Tipps und Weisheiten - nicht nur zum Kochen - sind das Beste dabei.

Und so sieht es aus, bevor es in den Ofen kommt:

Zutaten:

2 Lammhaxen
Lammfond vom Wildmetzger
1 Bund Suppengrün
Kräuter von Mamma (s.o.)
Rotwein













Zubereitung:

Die Lammhaxen von Fett und Sehnen befreien und in einem Bräter anbraten. Das Gemüse putzen und kleinschneiden, ebenfalls mit anbraten. Kräuter, Chili, Rotwein und Lammfond dazugeben und lange im Ofen bei 180°C schmurgeln lassen. Wenn der Duft im Wohnzimmer angekommen ist (nach ca. 2h) ist es fertig.



Nachdem ich versuchte die erste Lammhaxe aus dem Bräter herauszuholen, löste sich das Fleisch elegant vom Knochen ab und so blieb mir nur noch ein Puzzledrapieren.

Puzzle hin oder her, die Lammhaxe war superlecker, sehr zart und dank Mammas Kräutern auch wunderbar gewürzt.


Mönchsbart-Osternester mit Garnelenküken oder das "mmmmmh - fummmp" im Mund

Und es ist doch Frühling, jedenfalls irgendwo in Italien, wo der Mönchsbart herstammt, den ich bei Mamma auf dem Markt gefunden habe. Ich wollte mal nicht wieder Spaghetti und Mönchsbart machen (ist richtig lecker, aber es ist auch Ostern und damit Zeit für Neues) und Mönchsbart ist wie geschaffen für Osternester. Außerdem liebe ich diesen Geschmack, der irgendwo zwischen Meer (durch den hohen Mineralgehalt), Spinat und Frühling liegt.

Zutaten:
1 Bund Mönchsbart
Zitronenzesten
Knoblauch
Olivenöl

Garnelen
Knoblauch
1 Chilischote
1 Stück Zimt
1 Sternanis
2 Kapseln Kardamom
1 Vanilleschote

Zubereitung:
Den Mönchsbart putzen, also waschen und die roten Wurzeln abschneiden und darauf achten, daß die Spitzen noch intakt sind, ggfs etwas kürzen.  Bei meinem Möchsbart war soviel italienische Erde dran, dass ich da glatt wahlberechtigt wäre. Den Mönchsbart in einer Pfanne mit etwas Olivenöl und Knoblauch schwenken, Zitronenzesten darüber geben, durchmischen. Der Mönchsbart soll noch quietschen, wenn man draufbeißt, dann bleibt das vermeintliche Meeraroma besser erhalten. Den Mönchsbart als Nest auf einem Teller drapieren.

Die Garnelen waschen und ggfs säubern. Aus einer Vanilleschote das Mark auskratzen. Die Chilischote entkernen und in feine Ringe schneiden. Die Garnelen in einer Pfanne mit einem Stück Zimt, zwei Kapseln Kardamom, einem Sternanis, der ausgekratzten Vanilleschote und den Chiliringen in Olivenöl anbraten, das Vanillemark darübergeben. Die Garnelen schwenken, bis sie Farbe annehmen.

Wenn die Garnelen gar sind, diese als "Eier" in Mönchsbart Osternest betten.



Frühling, mehr Meer, wobei der Meergeschmack in erster Linie im Mönchsbart steckt; die Garnelen sind an allen Gewürzen vorbeigeschwoft, mmmmmmh - fummp, ach probiert selbst, ich fands grandios.